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Gerechtigkeit im Handel

  • Autorenbild: Fisnik Komoni
    Fisnik Komoni
  • 12. Apr. 2023
  • 4 Min. Lesezeit


* Der Bab, der bereits als Jugendlicher in das Handelsgeschäft seines Onkels eingetreten war, übte auch in späteren Jahren den Beruf eines Kaufmanns aus.

Wie bereits erwähnt wurde, herrschten im Persien der damaligen Zeit – Mitte des 18.Jahrhunderts – Korruption, Bestechung, Betrug und auch Vertragsbrüche waren an der Tagesordnung.


Umso mehr fiel der aufrechte Charakter des Bab und Seine unerschütterliche Wahrhaftigkeit in dieser Gesellschaft auf.

Von allen Seiten wurden Seine außergewöhnliche Höflichkeit, Seine Demut und Seine absolute Redlichkeit gepriesen. Diese Eigenschaften spiegelten sich ganz besonders in Seinem Geschäftsgebaren wider, das sich so deutlich von den Sitten und Gebräuchen Seiner Zeit unterschied.


Die folgende kleine Geschichte legt davon ein deutliches Zeugnis ab:


Ein Mann hatte dem Bab eine Ware übergeben mit der Bitte, diese zu einem bestimmten festesten Preis zu verkaufen. Als der Bab ihm dann nach einiger Zeit das Geld dafür zusandte, stellte der Mann fest, dass die Summe bei weitem den vereinbarten Preis überstieg.

Dies verwunderte ihn sehr und er schrieb sofort an den Bab und bat um Aufschluss. Der Bab antwortete: „Was ich dir gesandt habe, steht dir voll und ganz zu. Es ist nicht mehr, als dein gutes Recht. Es gab eine Zeit, da die Ware, die du mir übergeben hast, diesen Wert erreicht hatte. Damals gelang es mir jedoch nicht, sie zu diesem Preis zu verkaufen, und ich fühle mich nun verpflichtet, dir jene Summe ungekürzt anzubieten.“ So sehr der Mann Ihn auch bat, die überzahlte Summe zurückzunehmen, so lehnte der Bab dies jedoch entschieden ab.


Eine andere Geschichte wirft ebenfalls ein klares Licht auf die kompromisslose Rechtschaffenheit des Bab:

Zu jener Zeit herrschte unter den Kaufleuten von Bushir, dem Ort, in dem der Bab mehrere Jahre lang als Kaufmann tätig war, die Sitte, nach einem abgeschlossenen Kaufvertrag ihre Zusage wieder zurückzunehmen und um einen beträchtlichen Nachlass zu feilschen.

Einige dieser Kaufleute kamen eines Tages zum Bab, verhandelten mit Ihm über den Kauf von Indigo-Farbstoff und kauften eine große Menge davon. Nachdem das Geschäft abgeschlossen war und die Kaufleute die Ware in ihre eigenen Räume verbracht hatten, kehrten sie zurück. Sie hielten sich nicht an ihr Wort und versuchten, einen Nachlass auszuhandeln. Der Bab aber akzeptierte ihre Vorgehensweise nicht und erklärte nachdrücklich, der Verkauf sei abgeschlossen, die Summe festgesetzt und Er sei nicht bereit, auf ihr Feilschen einzugehen.

Die Kaufleute reagierten mit großer Verärgerung und machten dem Bab bittere Vorwürfe.

„Es ist hier Sitte“ sagten sie, „Alle machen das so, es ist so üblich hier bei uns, wieso willst du dich nicht an unsere Gebräuche halten? “


Mit großer Klarheit und Entschlossenheit antwortete der Bab, diese Sitte sei falsch und unehrenhaft und Er werde sie nicht akzeptieren. Die Kaufleute gaben sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und insistierten. „In unserem Land ist das die Art, wie Geschäfte gemacht werden, wir möchten über den Preis noch einmal verhandeln, das ist der Brauch!“

Aber der Bab erwiderte, es werde keine weiteren Verhandlungen geben und wenn ihnen der Preis nun zu hoch erscheine, dann werde Er die Ware aus ihren Geschäftsräumen abholen lassen. Die Kunden waren erbost über diesen Vorschlag, denn sie befürchteten einen hohen Ansehensverlust, wenn die gekaufte Ware tatsächlich wieder abgeholt würde. Daher wandten sie sich an den Onkel des Bab und beklagten sich bitterlich bei ihm. Sie sagten: „Er wird unseren Ruf ruinieren. Wir hatten ein Geschäft mit ihm getätigt und wollten dann, wie es hier Sitte ist, noch einmal über den Preis verhandeln, aber Er hat es abgelehnt und will jetzt die Ware aus unseren Häusern wieder abholen lassen. Das wäre eine große Schande für uns! Sprich mit ihm und bring in dazu, sich an unsere Traditionen und Geschäftsgepflogenheiten zu halten und uns diese Schmach nicht anzutun.“

Der Onkel versprach es ihnen und suchte das Gespräch mit seinem Neffen. Er drang in ihn, den Wünschen seiner Kunden nachzugeben und sich auf ihre Sitten einzulassen. Daraufhin antwortete der Bab mit großem Nachdruck, dass diese Sitten falsch und schädlich seien und dass Er sie abschaffen werde.


* Mitte des 19. Jahrhunderts – einer der turbulentesten Zeiten der Weltgeschichte – verkündete ein junger Kaufmann, dass er der Überbringer einer Botschaft sei, die dazu bestimmt sei, das Leben der Menschheit zu verändern. Zu einer Zeit, als sein Land, der Iran, weit verbreitete moralische Verwüstung durchmachte, löste seine Botschaft Begeisterung und Hoffnung in allen Klassen aus und zog schnell Tausende von Anhängern an. Er nahm den Namen „Báb·i“ an, was auf Arabisch „Tor“ bedeutet.

Mit Seinem Aufruf zur spirituellen und moralischen Reform und Seiner Aufmerksamkeit für die Verbesserung der Stellung der Frauen und der Armen war das Rezept des Báb für spirituelle Erneuerung revolutionär. Gleichzeitig gründete er eine eigene, unabhängige Religion, die seine Anhänger inspirierte, ihr Leben zu verändern und große Heldentaten zu vollbringen.

Der Báb verkündete, dass die Menschheit an der Schwelle eines neuen Zeitalters stehe. Seine Mission, die nur sechs Jahre dauern sollte, bestand darin, den Weg für das Kommen einer Manifestation Gottes zu bereiten, die das Zeitalter des Friedens und der Gerechtigkeit einleiten würde, das in allen Religionen der Welt verheißen wird: Bahá'u'lláh.

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