STORYS ÜBER MICH

Folgende Ereignisse haben mein Leben geprägt, mich nachdenklich gemacht und mich zum Wachsen geholfen:
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Meine Kindheit
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Todesfälle in der Familie
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Krieg und Flüchtling sein
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Studium
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Meine Frau
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Deutschland
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Eine bestimmte Person
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Geburt meiner Zwillingstöchter
Meine Kindheit
Als Kind, besonders ab meinem fünften Lebensjahr bis ins Jugendalter, war ich übergewichtig (im Foto rechts). Die genauen Gründe dafür konnte ich damals nicht verstehen. Heute, als Fachberater für Ernährung und ganzheitliche Gesundheit, ist mir bewusst, dass ein Teil der Verantwortung in der fehlenden gesundheitlichen Erziehung meiner Eltern lag. Rückblickend sehe ich, dass unsere Familie nicht besonders gesund lebte, was sich auch in meiner körperlichen Verfassung widerspiegelte. Für mein Übergewicht war ich also nicht allein verantwortlich, sondern auch die Umstände, in denen ich aufwuchs.
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Das bedeutet nicht, dass meine Eltern alles falsch gemacht haben – im Gegenteil. Mein Vater hat mich schon früh in seiner Manufaktur für Verpackungsherstellung mitarbeiten lassen. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar, denn diese Erfahrungen haben mich geprägt und meinen Weg positiv beeinflusst. Meine Mutter hingegen war streng, was uns Kindern klare Grenzen gesetzt hat. Das habe ich zwar damals oft als anstrengend empfunden, doch heute verstehe ich, wie wichtig diese Strenge für unsere Entwicklung war. Kinder brauchen jemanden, der ihnen zeigt, wo die Grenzen liegen – ohne diese Orientierung verlieren sie leicht den Halt.
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Als übergewichtiges Kind musste ich jedoch auch viele unangenehme Sprüche über mich ergehen lassen. Spitznamen wie „Fisnik, der Dicke“ oder Bemerkungen wie „Der Fisnik kauft sich drei Brote, wenn er allein zu Hause ist“ waren an der Tagesordnung. Natürlich taten solche Worte weh, aber sie haben mich nicht gebrochen. Trotz meines Übergewichts war ich sehr beweglich und spielte gut Fußball, immer auf Augenhöhe mit meinen schlankeren Freunden.
Mit 13 Jahren begann ich, Basketball zu spielen, und innerhalb weniger Jahre veränderte sich meine Figur deutlich. Die Bewegung und der Sport halfen mir, meine körperliche Verfassung zu verbessern und mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Während ich als Kind der dickste in der Familie war, ist das heute ins Gegenteil gekehrt.
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Trotz der schmerzhaften Erfahrungen sehe ich diese Phase meines Lebens positiv. Sie war ein Teil meines Prozesses, der mich letztlich zu meinem inneren Wachstum geführt hat. Ich habe gelernt, dass jede Herausforderung eine Chance ist – und manchmal liegt der Schlüssel zur Veränderung in den schwierigsten Momenten.
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Erkenntnis:
Unsere Vergangenheit formt uns, aber sie definiert uns nicht. Es liegt in unserer Hand, aus jeder Erfahrung etwas Positives zu ziehen und sie als Teil unseres Wachstums zu begreifen.


Todesfälle in der Familie
Schon als Baby wurde ich mit dem Verlust eines Familienmitglieds konfrontiert. Als ich gerade einmal sechs Monaten jung war verunglückte einer meiner Onkel mütterlicherseits tödlich. Er war, wie es alle sagen, die Säule der Familie und ein Stratege in finanziellen Angelegenheiten. Sein Tod riss eine große Lücke, die bis heute spürbar ist. Ich frage mich oft, wie anders unser Leben verlaufen wäre, wenn er noch da wäre. War sein Tod vermeidbar? Warum musste es so kommen?
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Als ich sechs Jahre alt war, beging meine Tante Selbstmord. Sie hinterließ eine kleine Tochter, und mein Vater fand sie. Für ihn war das ein tiefgreifender Schock. Die quälenden Fragen bleiben: Warum? Was trieb sie dazu?
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Mit 15 Jahren erlebte ich den nächsten Verlust. Mein Onkel väterlicherseits starb nach seinem vierten Herzinfarkt. Er war ein lebensfroher Mensch mit einem großen Herzen, aber seine schlechte Ernährung, sein Übergewicht und sein starker Tabakkonsum hatten ihren Tribut gefordert. Ich frage mich, ob auch der Verlust seiner Schwester dazu beigetragen hat. Hätte man diesen Schicksalsschlag verhindern können?
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Dann kam der 5. April 2004, ein Tag, der mein Leben für immer veränderte. Ich war 21 Jahre alt, und mein Vater brachte mich und meine damalige Freundin – heute meine Frau – zur Bushaltestelle. Wir fuhren in die Hauptstadt, wo ich studierte. Kaum in unserer Wohnung angekommen, rief mein jüngster Onkel an. Ich sollte sofort zurückkehren. Mein Vater war an einem Schlaganfall in seinem Büro gestorben. Er war erst 54 Jahre alt. Er hatte Übergewicht, rauchte, trank in den letzten Jahren öfter Alkohol und führte einen ungesunden Lebensstil. Während rest der Familie seinen Tod als unerklärlich empfand, war es für mich glasklar.
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Als ich bereits in Deutschland lebte, ereilte mich die Nachricht vom Tod meines letzten Onkels väterlicherseits. Er war 55 Jahre alt und starb an einem Herzinfarkt – während eines Fußballspiels. Dabei war er sportlich, bewegte sich viel und achtete auf seine Ernährung. Warum also traf es ihn? Viele in der Familie glauben, es läge an den Genen. Diese Angst begleitet nun die Männer in unserer Familie. Doch ich sehe das anders: Gesundheit ist nicht nur eine Frage der Ernährung. Auch die Seele hat einen erheblichen Einfluss auf unseren Körper.
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Was ich aus all diesen Verlusten gelernt habe, ist, dass es nicht nur an den Genen liegt. Es mangelte an einer umfassenden Erziehung – sowohl geistig als auch gesundheitlich. Diese Erkenntnis hat mich dazu gebracht, mich intensiv mit Gesundheit zu beschäftigen und schließlich die Ausbildung zum Fachberater für Ernährung und ganzheitliche Gesundheit abzuschließen.
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Heute möchte ich meiner Familie zeigen, dass wir viel mehr Kontrolle über unsere Gesundheit haben, als wir glauben. Unsere Gene bestimmen nicht unser Schicksal – ein bewusster Lebensstil, der Körper und Geist gleichermaßen einbezieht, kann den Unterschied machen.
Krieg und Flüchtling sein
Im Jahr 1999, nach drei Monaten des Grauens und der Angst im Kosovo, traf mein Vater eine Entscheidung, die unser Leben für immer verändern sollte. Es war eine schwere, aber kluge Entscheidung: Wir mussten fliehen. Über 40 Personen, darunter auch ich, machten uns auf den Weg nach Albanien. Diese Entscheidung war von großer Bedeutung, nicht nur für unsere Familie, sondern auch für viele andere, die damals mit uns auf der Flucht waren. Vielleicht wären für den einen oder anderen von ihnen die Dinge anders verlaufen, hätten wir uns entschieden, zu bleiben.
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Die Erlebnisse während der Flucht nach Albanien lasse ich besser ungesagt, sie gehören zu den dunkelsten Momenten meines Lebens. Ich war damals 15 Jahre alt, und was mir in dieser Zeit durch den Kopf ging, lässt sich am besten mit den Worten eines Liedes aus einem Jugendfilm von Bibi und Tina beschreiben:
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„Müsstest du dein Zuhause verlassen, nicht mal Zeit zum Denken und Packen. Vielleicht würdest du es nie wiedersehen, wüsstest auch nicht, wohin es geht. Du weißt nur, nicht alles wird gut. Ganz egal, wie viel du jetzt auch dafür tust. Wer kann uns erklären, wozu die Kriege sind? Kann mir jemand sagen, was mit dieser Welt nicht stimmt? Und wie stark kann man sein, wie viel Kraft ist dabei, wie viel Mut, wie viel Glück? Wie allein kann man sein und wie viel Tränen kann man weinen? Wie muss es sein, lässt man alles zurück? Manchmal fühlst du dich wie stumm, und manche reden mit dir, als wärst du dumm. Du willst nicht schlafen, willst nur rennen, in jedem Traum siehst du die Häuser brennen.“
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Heute, 25 Jahre später, bin ich 41. Der Kosovo-Krieg ist längst vorbei, aber die Welt ist immer noch von Konflikten geprägt. Und was mir heute durch den Kopf geht, beschreibt am besten ein Zitat aus den Bahá'í-Schriften:
„Wie können Menschen von morgens bis abends kämpfen, einander töten und das Blut ihrer Mitmenschen vergießen? Und wofür? Nur, um die Herrschaft über ein Stück Erde zu gewinnen! Selbst die Tiere haben beim Kampf einen unmittelbaren und vernünftigeren Anlass für den Angriff!“
„Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.“
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Auch die Worte von Lao Tse im „Tao Te King“ sprechen mir aus der Seele:
„Ein Land, durch das eine Armee gezogen ist, wird verwüstet. Nach einem Krieg kommen magere Jahre. Ein weiser Führer ist nie kriegerisch. Ein weiser Krieger wird nie wütend. Derjenige, der den Feind besiegen kann, greift nicht an. Derjenige, der den Sieg errungen hat, beendet die Gewalt und wendet gegen die besiegten Feinde keine Gewalt an. Der Triumphierende preist sich nicht selbst. Er gewinnt, aber fühlt sich nicht stolz. Er mag keinen Krieg führen. Er gewinnt, weil er zum Kämpfen gezwungen wird. Obwohl er gewinnt, ist er nicht kampflustig. Wenn es sogar viele Waffen gibt, sollten sie nicht benutzt werden. Kriegsschiffe und Streitwagen sollten auch nicht benutzt werden. Krieger sollten keinen Feldzug führen.“
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Wenn zur Verbesserung der Zustände eines Volkes, zur Verbreitung der Zivilisation und zur Einführung gerechter Gesetze mehr Land benötigt wird, dann sollte es möglich sein, diese Erweiterung auf friedlichem Weg zu erreichen. Und dafür ist geistige Erziehung notwendig.


Studium
Als ich 18 Jahre alt war, verließ ich mein Zuhause und zog in die Hauptstadt, um Bauingenieurwesen zu studieren. Ich erinnere mich noch wie heute an den Moment, als meine Mutter weinte, als ob ich 1.000 Kilometer weit wegziehen würde — dabei waren es nur 80. Ihre Tränen rührten mich, doch ich wusste, dass dies ein wichtiger Schritt für meine Zukunft war.
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Damit war es vorbei mit dem Komfort von „Hotel Mama“. Plötzlich musste ich selbst kochen, Geschirr spülen, Wäsche waschen und alles organisieren. Rückblickend bin ich dafür sehr dankbar, denn diese Erfahrungen haben wesentlich zu meiner Selbständigkeit beigetragen.
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Schon in der ersten Studienwoche suchte ich Rat bei einem älteren Studenten. Doch anstatt nützliche Tipps zu geben, erzählte er mir, wie schwierig das Studium sei und dass nur wenige es erfolgreich abschließen würden. Seine Worte klangen eher entmutigend, doch ich ließ mich nicht davon abschrecken.
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Am Ende meines Bachelorstudiums stand ich jedoch vor einem unerwarteten Problem. Mein Plan war es, mein Masterstudium in Wien fortzusetzen. Alle Formalitäten waren erledigt, und ich hatte bereits die Bestätigung, dass ich dort studieren könnte. Alles, was noch fehlte, war eine Bestätigung von meiner Universität im Kosovo. Diese wurde erstellt und musste nur noch vom Dekan unterschrieben werden. Doch als ich ihm das Dokument vorlegte, weigerte er sich, zu unterschreiben. Der Grund? Meine Durchschnittsnote lag bei 7,48 und nicht bei den geforderten 7,5. Es war absurd, wie eine so minimale Differenz meine gesamte Planung und Zukunft infrage stellte.
Ich war verzweifelt, aber ich gab nicht auf. Mit Kreativität und Entschlossenheit gelang es mir dennoch, nach Wien zu kommen. Dort absolvierte ich mein Masterstudium in Rekordzeit und half später auch vielen anderen Studierenden, denselben Weg zu gehen.
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Nach meinem Abschluss bewarb ich mich in Deutschland und stand bei meinem Vorstellungsgespräch vor meinem damaligen Chef, Eugen Heim. Bis heute bin ich ihm unendlich dankbar, denn er ist ein wunderbarer Mensch und ein echter Führer. Während des Gesprächs fragte er mich schlicht: „Was kannst du? Kannst du diese Aufgaben für mich lösen?“ Er verlangte keine Zeugnisse oder Diplome — für ihn zählten meine Fähigkeiten und mein Wille, Aufgaben zu bewältigen. Diese Chance ergriff ich, und so war ich seit über 16 Jahren Teil dieser Firma gewesen, ein erfolgreicher Bauingenieur und ein geschätzter Mitarbeiter, der durch seine Arbeit der Gesellschaft dient.
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Doch eine traurige Erkenntnis bleibt: Jeden Tag werden Millionen von Träumen zerstört, weil jemand an der falschen Position sitzt und an sinnlosen Regeln festhält. Menschen geben ihre Träume auf, weil sie den sogenannten „Experten“ glauben, die ihre Fähigkeiten und Potenziale kleinreden.
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Meine Studienzeit hat mir folgende Lektionen beigebracht:
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Begeisterung und Mut sind entscheidend.
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Es ist wichtig, die Welt durch die eigenen Augen zu sehen und nicht durch die Augen anderer.
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Dinge, die man beginnt, sollten zu Ende gebracht werden.
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Menschen, die wirklich helfen wollen und das Wohl der Menschheit im Blick haben, sind selten und besonders wertvoll.
Meine Frau
„Die Menschenwelt hat zwei Flügel: Den einen bilden die Frauen, den anderen die Männer. Nur wenn beide Flügel gleichmäßig entwickelt sind, kann der Vogel fliegen. Bleibt ein Flügel schwächlich, so ist kein Flug möglich.“ Diese Weisheit beschreibt für mich treffend die Rolle meiner Frau in meinem Leben.
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Dass ich sie getroffen habe, war kein Zufall. Ich glaube daran, dass es eine höhere Kraft gibt, die bestimmte Ereignisse so lenkt, wie sie sein sollen. Für mich war unser Zusammentreffen ein Geschenk, für das ich unendlich dankbar bin.
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Meine Frau beeindruckt mich jeden Tag aufs Neue mit ihrer Gelassenheit, Ruhe und Menschlichkeit. Sie ist eine der wenigen Menschen, die sich kaum aus der Fassung bringen lassen. Ihre Geduld und Liebe machen sie nicht nur in unserer Familie, sondern auch bei anderen Menschen und besonders bei unseren Kindern äußerst beliebt. Sie nimmt sich Zeit für die Kinder, unternimmt viel mit ihnen und schafft eine Umgebung, in der sie sich sicher und geliebt fühlen.
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Mir liegt die Kindererziehung sehr am Herzen, und ich bin aktiv daran beteiligt. Dennoch ist es die Mutter, die als erste Bezugsperson des Kindes dessen grundlegenden Charakter prägt. Meine Frau erfüllt diese Aufgabe mit Hingabe und Weitblick. Sie ist die starke Säule, die unsere Familie zusammenhält, und sie ermöglicht es mir, mich auf andere Projekte zu konzentrieren, wie meine Ausbildung als Gesundheitsberater oder diese Webseite.
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Auch für meine persönliche Entwicklung spielt sie eine entscheidende Rolle. Sie ist nicht nur meine Gefährtin, sondern auch meine Lehrerin. Ihre Intuition ist oft treffsicherer als mein analytisches Denken, und sie hat mir schon viele Ideen gegeben, auf die ich allein nicht gekommen wäre. Ihre Impulse haben mich oft vorangebracht, und dafür bin ich ihr zutiefst dankbar.
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Wäre ich ihr nicht begegnet, hätte mein Leben einen ganz anderen Verlauf genommen. Sie war der Grund, warum ich nach Deutschland gekommen bin, und sie hat mich auf meinem Weg unterstützt, Höhen und Tiefen zu meistern und daran zu wachsen.
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Die Baha’i-Schriften sagen: „Die Intuition der Frau ist treffsicherer, sie ist aufnahmefähiger und ihre Intelligenz erfasst die Dinge rascher.“ Das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen.
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“Ehe bedeutet die Bindung zweier Partner aneinander, ihre gegenseitige Zuneigung mit Kopf und Herz. Jeder von beiden muß sich jedoch voller Sorgfalt bemühen, mit der Wesensart des anderen gründlich vertraut zu werden, so daß der feste Bund zwischen ihnen eine ewige Bindung werde. Ihr Bestreben muß sein, liebevolle Gefährten und für immer und ewig miteinander eins zu sein... Die wahre Ehe bedeutet, daß Mann und Frau leiblich und geistig eins sein sollen, daß sie einander ständig in ihrem geistigen Leben vervollkommnen und sich in allen Welten ewiger Einheit erfreuen. Dies ist die wahre Ehe.”
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Deutschland
Am 9. Oktober 2005 begann ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Meine Familie im Kosovo war traurig, dass ich nicht mehr bei ihnen sein würde. Besonders für meinen Bruder war es eine große Belastung, vor allem nach dem Tod unseres Vaters. Dir, mein Bruder, bin ich ewig dankbar, dass du mir in diesen schwierigen Zeiten den Weg geebnet hast.
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Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Mein erster Tag in Deutschland. Am Frankfurter Flughafen warteten meine Frau und meine Schwiegermutter auf mich. Ich war damals 22 Jahre alt. Meine Frau begann zu weinen, vielleicht ahnte sie schon, wie schwer die kommenden Jahre für mich werden würden. Ich hatte keine Deutschkenntnisse, keine Arbeit und keinerlei Vorstellung, wo ich anfangen sollte. Zum Glück hatte ich jedoch ein Dach über dem Kopf. Meine Schwiegereltern nahmen mich für ein Jahr bei sich auf, und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar — besonders meiner Schwiegermutter, die für mich kochte und meine Wäsche wusch.
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Eine Sache wurde mir von Anfang an klar: Ohne die Sprache zu lernen, würde ich nicht vorankommen. Deshalb setzte ich alles daran, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen und mich zu integrieren. Von 9:00 bis 16:00 Uhr lernte ich jeden Tag, besuchte einen Integrationskurs und machte Fortschritte.
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Ich erkannte bald, dass es in Deutschland viel Arbeit gibt — und dass nur diejenigen, die nicht arbeiten wollen, keine Arbeit finden. So nahm ich jede Arbeit an, die ich bekommen konnte, auch die sogenannten „Drecksarbeiten“. Nach meinem Deutschkurs arbeitete ich, um Geld zu verdienen und die Sprache zu üben. Es gab Tage, an denen ich drei Jobs hintereinander machte und manchmal die ganze Nacht durch ohne Schlaf arbeitete.
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Ein typischer Tag sah so aus:
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Morgens stand ich früh auf und besuchte den Deutschkurs von 9:00 bis 16:00 Uhr.
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Von 17:00 bis 20:00 Uhr arbeitete ich in einer Logistikfirma, wo ich schwere Pakete trug und in LKWs sortierte.
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Danach fuhr ich mit dem Zug in eine andere Stadt, um von 22:00 bis 6:00 Uhr Nachtschichten zu machen.
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Direkt im Anschluss fuhr ich zurück, um pünktlich um 9:00 Uhr wieder im Deutschkurs zu sein.
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Zwei besondere Erlebnisse bleiben mir in Erinnerung:
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Einmal arbeitete ich die ganze Nacht, um Maschinen in einer Fabrik zu reinigen. Am Ende sagte mir der Chef der Zeitarbeitsfirma, dass ich für diesen Tag kein Geld bekommen würde, da es ein Probetag war.
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Als Bauarbeiter machte ich schwerste körperliche Arbeit, aber der Chef zahlte meinen Lohn erst Monate später — und nur nach zahlreichen Anrufen.
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Trotz allem lernte ich schnell Deutsch und begann mein Masterstudium in Wien. Zwei Jahre lang pendelte ich zwischen Deutschland und Österreich, bis ich mein Studium erfolgreich abschloss. Mit 25 Jahren, nach nur drei Jahren in Deutschland, begann ich als Bauingenieur in der Firma zu arbeiten, in der ich bis heute beschäftigt bin.
Heute, 15 Jahre später, kann ich mir mein Leben ohne Deutschland nicht mehr vorstellen. Ich liebe dieses Land und fühle mich hier unglaublich wohl. Viele klagen über hohe Steuern, aber ich bin dankbar, dass dieses Geld in Infrastruktur, Bildung und öffentliche Dienste investiert wird — und nicht in den Taschen einzelner Personen verschwindet, wie es in anderen Ländern oft der Fall ist.
Deutschland hat mich reif fürs Leben gemacht. Ich sehe meinen Weg nicht als Leiden, sondern als eine Investition, die sich für mein Leben mehr als gelohnt hat.
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Während dieser Zeit habe ich drei wichtige Lektionen gelernt:
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Wo ein Wille ist, ist immer ein Weg.
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Durchhaltevermögen ist entscheidend.
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Sprache und Integration sind der Schlüssel zum Erfolg.
Eine bestimmte Person
Es gibt eine Person, die anonym bleiben möchte, und das respektiere ich. Aber ich kann nicht akzeptieren, ihre Bedeutung für mein Leben unerwähnt zu lassen.
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Im Rahmen eines Projekts musste eine große Anzahl unserer Abteilungsmitarbeiter nach Frankfurt reisen. Dort wurden wir in Dreiergruppen auf verschiedene Büros aufgeteilt. In meiner Gruppe war auch diese Person, ein äußerst erfahrener Bauingenieur. Zufällig musste er ein neues Programm lernen, das für unsere tägliche Arbeit entscheidend war. Da ich bereits mit dem Programm vertraut war, half ich ihm, wo ich konnte. Mehr war es nicht – nur eine einfache Unterstützung.
Mit der Zeit wurden wir offener zueinander, und aus einer bloßen Kollegialität entstand eine enge Freundschaft.
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Was ich jedoch erst später begriff, war, wie tiefgreifend diese Begegnung mein Leben verändern sollte. Von ihm habe ich die ersten Samen für eine bewusste finanzielle und vor allem geistige Erziehung erhalten. Diese Lehren prägen mich bis heute.
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War all das nur, weil ich ihm damals geholfen habe, das Programm zu verstehen? Oder lag es daran, dass ich einfach freundlich zu ihm war? Die Antwort darauf kenne ich nicht. Was ich aber weiß, ist, dass das, was ich ihm gegeben habe, in tausendfacher Weise zu mir zurückgekehrt ist. Es bestätigt die Wahrheit des Spruchs: „Geben ist seliger als Nehmen.“
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An dich, mein anonymer Mentor: Ich bin dir unendlich dankbar. Durch dich habe ich eine Art Wiedergeburt erfahren. Das Wissen, das du mir vermittelt hast und immer noch vermittelst, werde ich mit so vielen Menschen wie möglich teilen. Du hast mein Leben bereichert, und dafür werde ich dir auf ewig dankbar sein.


Geburt meiner Zwillingstöchter
Am 15.10.2014 hat sich mein Leben um 360 Grad gewendet – und zwar für immer. Das ist der Tag, an dem meine Zwillingstöchter geboren wurden. Doch der Weg dorthin war eine emotionale Reise mit vielen Herausforderungen, die letztendlich ein glückliches Ende fand.
Alles begann in Rom, wo wir mit der Familienplanung starteten. Doch es lief nicht wie erhofft. Fünf Monate vergingen ohne Erfolg. Schließlich suchten wir ärztlichen Rat, was für uns eine seelische Belastung war. Insgesamt dauerte es vier Jahre voller Zweifel und Versuche, bis wir beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Ursache des Problems herauszufinden. Mit Verstand und Hartnäckigkeit konnten wir die richtigen Schritte einleiten.
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Dieses Ereignis hat mich Folgendes gelehrt:
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Probleme als Chancen zu betrachten.
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Immer die Ursache eines Problems zu analysieren, bevor man handelt – ob in Arbeit, Gesundheit, Finanzen oder anderen Lebensbereichen. Das spart Energie, Nerven, Zeit und Kosten.
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Auch bei gesundheitlichen Themen muss man selbst kritisch denken und darf nicht blind alles glauben, was einem gesagt wird.
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Sobald man Kinder hat, ändert sich das Leben grundlegend. Man hat eine lebenslange Verantwortung, denn die Erziehung – ob gut oder schlecht – bestimmt das spätere Leben der Kinder. Für die Kindererziehung muss man bereit sein, die Extrameile zu gehen.
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Die Erziehung der Kinder ist das Wertvollste, was man ihnen geben kann. Es geht nicht um materielle Dinge. Wenn wir uns bemühen und sie richtig erziehen – geistig, körperlich, menschlich und finanziell – brauchen wir uns keine Sorgen um ihre Zukunft zu machen. Vom Erfolg der Kindererziehung hängt auch das Wohl der Gesellschaft in der Zukunft ab. Versagen wir als Eltern, haben wir unsere wichtigste Aufgabe im Leben verfehlt.
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Prioritäten im Leben müssen neu definiert werden. Kindererziehung muss an erster Stelle stehen. Ist das nicht möglich, sollte man besser keine Kinder bekommen.
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Von Kindern kann man viel lernen und daran selbst wachsen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Sinn des Lebens verstanden habe, aber eines weiß ich sicher: Meine Kinder haben mir geholfen, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Jeden Tag lerne ich von ihnen und bin ihnen unendlich dankbar.
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„Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss“ – Hermann Gmeiner.
Es sind seltene Momente, in denen Menschen sich opfern und die Extrameile für andere gehen. Doch solche Situationen gibt es – wie in unserem Fall. Behar Kusari und vor allem Drilon Kursani waren diese Menschen, die für uns die Extrameile gegangen sind und dabei geholfen haben, das scheinbar Unmögliche wahr werden zu lassen.
Dafür sind wir ewig dankbar.
Erkenntnis
Nach 41 Jahren meines Lebens und all den Ereignissen, die ich erlebt habe, bin ich zu folgenden Erkenntnissen gekommen:
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Alles im Leben ist Ursache und Wirkung – nichts geschieht umsonst.
Alles, was einem Menschen passiert und ihn zum Leiden bringt, hat zwei Hauptursachen:
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Erstens: Es sind die Folgen seines eigenen Handelns. Zum Beispiel, wenn jemand zu viel isst und dadurch Verdauungsstörungen bekommt, oder wenn jemand Drogen, Alkohol oder Zigaretten konsumiert und deshalb krank wird oder sogar stirbt. Wenn jemand regelmäßig Glücksspiele spielt, wird er irgendwann Geld verlieren, oder wer viel trinkt, wird das Gleichgewicht im Leben verlieren. All diese Leiden entstehen durch eigenes Verhalten. Abdul-Bahá sagte dazu: „Es ist völlig klar, dass bestimmte Leiden das Ergebnis unserer eigenen Taten sind.“
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Zweitens gibt es eine andere Art von Leiden, die bestimmte Menschen überkommt, damit sie wachsen können. Wer am meisten leidet, wird auch die größte Vervollkommnung erfahren. Kummer und Sorgen kommen nicht zufällig, sondern werden uns zu unserer eigenen Vervollkommnung geschickt. Menschen, die nicht leiden, erfahren keine wahre Vervollkommnung. Wie ein Gärtner die Pflanze stark schneidet, damit sie die schönsten Blüten trägt und üppige Früchte bringt, so wird der Mensch durch seine Prüfungen geläutert. Je mehr ein Mensch geläutert wird, desto größer ist die Ernte der geistigen Tugenden, die aus ihm hervorgehen. Ein Soldat wird kein guter General, bevor er nicht an der Front gekämpft und tiefe Wunden erlitten hat – sagte Abdul-Bahá.
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Die Wahrheit selbst finden
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Die Natur hat den Menschen mit Verstand ausgestattet. Es ist wichtig, den Verstand zu nutzen, um selbst die Wahrheit zu finden, sei es in Bezug auf Finanzen, Gesundheit oder Religion. Es ist selten der Fall, dass man sich auf sogenannte „Experten“ verlassen kann, obwohl diese sich oft als solche ausgeben. Ärzte, Finanzberater und andere Spezialisten haben möglicherweise viel Wissen, doch wenn man blind auf sie vertraut, ohne den eigenen Verstand zu gebrauchen, könnte das Ergebnis oft schlimmer sein, als es zu Beginn war. Natürlich gibt es auch Menschen, die ihre Arbeit sehr gut machen und denen man vertrauen kann – wie zum Beispiel unser Hausarzt, Dr. Walter, und Dr. Johannes Pohl, denen ich das Wohl unserer ganzen Familie anvertraue. Ich bin ihnen ewig dankbar. Doch meine Erfahrung zeigt leider, dass dies eher die Ausnahme ist.
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Die Menschheit braucht Erziehung
Die Menschen weltweit werden oft in ihrer Unwissenheit geführt – sei es im Finanzwesen, in Bezug auf Gesundheit oder in religiösen Fragen. Wie oft haben Menschen die falschen Ratschläge von sogenannten Experten erhalten?
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Hier einige Beispiele:
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Man geht zum Finanzberater, um sich über eine wichtige finanzielle Entscheidung beraten zu lassen, nur um später festzustellen, dass der Berater einen schlecht informiert hat, um sich selbst zu bereichern. Der Kunde verliert dadurch möglicherweise all seine Ersparnisse, die er über Jahre hinweg angespart hat. Dieser Finanzberater mag vielleicht ein Experte in seinem Fachgebiet sein, doch ihm fehlt das ethische Bewusstsein und die geistige Reife.
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Ein weiteres Beispiel: Jemand geht zum Arzt, weil er sich unwohl fühlt, und anstatt die wahre Ursache des Problems zu ermitteln, wird schnell ein Medikament verschrieben, das lediglich die Symptome behandelt, aber das Problem nicht löst. Der Patient kommt dann wieder, und der Zyklus wiederholt sich.
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Ein weiteres Beispiel sind religiöse Konflikte. Juden gegen Christen, Christen gegen Muslime – und doch ist die Wahrheit eine andere: „Seit den Tagen Adams bis heute wurden die Religionen Gottes offenbart. Jede Religion erfüllte ihre Aufgabe, belebte die Menschheit und brachte ihr Erleuchtung. Doch mit der Zeit verlor jede Religion ihre ursprüngliche Kraft und wurde von einem neuen Glauben ersetzt. Gottes Religion ist eine einzige, aber sie muss immer wieder erneuert werden. Moses, Jesus, Mohammed, Bahá'u'lláh – sie alle brachten neue Gesetze und neue Erleuchtung für die Menschheit. Gottes Religion erneuert sich stets, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.“
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Oder jemand mag finanziell erfolgreich sein, aber auf Kosten seiner Gesundheit. Was nützt ihm der finanzielle Erfolg, wenn er seine Gesundheit verliert? Wie der Naturheilkundler Sebastian Kneipp sagte: „Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit tut, muss eines Tages viel Zeit für die Krankheit opfern.“
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All diese Missstände sind die Folge von Unwissenheit, die tief in einer mangelnden Erziehung verwurzelt ist. Deshalb ist es so wichtig, Menschen in den folgenden Bereichen zu erziehen:
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Finanzielle Erziehung
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Menschliche Erziehung
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Gesundheitliche Erziehung
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Geistige Erziehung
